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Brückenschläge und Schlagworte

Die Elbe

Manchmal muss man für die großen Glücksmomente nicht in die weite Welt fahren. Der Elbstrand in Blankenese – für ein Hamburger Deern wie mich gibt es fast keinen schöneren Ort auf der Welt.
Schon als kleines Mädchen gab es die obligatorischen Spaziergänge mit der Familie an der Elbe. Als ich mit zehn oder elf Jahren zum ersten Mal freiwillig mit Freundinnen am Wochenende zum Spazierengehen an der Elbe verabredet war, fand ich mich wahnsinnig erwachsen.
Wenn ich heute in Hamburg bin, muss ich den großen grauen Fluss immer wenigstens einmal  begrüßen. Als ich damals nach Tübingen zog und mir Sorgen machte, dass mir das Wasser fehlen würde, wurde mir gesagt: „Aber dort ist doch der Neckar!“ Der Neckar ist reizend, aber er ist kein echter Fluss für mich, eher ein hübsches Bächlein. Die Elbe bei Blankenese ist ein Strom; ein gewaltiges. mächtiges Monstrum, dass sich vor mir dahinwälzt und meine Gedanken mit sich tragen kann, wenn ich einen freien Kopf haben möchte. Im Sommer liegt sie als glitzernder glatter Spiegel da. Im Winter ist sie manchmal vereist, kantig und hart. Zu jeder Jahreszeit gibt es Wellengang, wenn einer der großen Pötte mit Containern vorbeifährt, und beim richtigen Wind sieht man die Segelschiffe ihre hübschen bunten Spinnacker spannen.
Mit dreizehn begann es, dass man jedes Jahr das Osterfeuer am Elbstrand feierte. Wenn man in Blankenese wohnte, traf man an diesem Ostersamstagabend alle Menschen, die man kannte, unten an der Elbe. Das Zusammenspiel vom Feuer auf dem Strand und dem Wasser daneben war schon damals eine ganz besondere Erfahrung.
Und nun also dieses neueste, wunderschöne Erlebnis von der Elbe. Es kann keinen zauberhafteren Ort geben, um eine neugeschlossene Ehe zu feiern, als diesen – zauberhaft wahrhaftig, denn es lag ein Zauber über diesem Abend. Für mich war es ein Zauber aus leichter Melancholie, kindlichem Staunen und großer großer Liebe – zwischen allen Menschen dort und zu diesem traumhaft schönen Platz am Strand. Und als eine meiner ältesten Freundinnen im Brautkleid und einer meiner ältesten Freunde als ihr Bräutigam im Anzug vor mir standen; und einer meiner ältesten Freunde neben mir sein Feuer anzündete; und als ich anfangen durfte zu singen für diese Menschen, da war ich viel aufgeregter als sonst, wenn ich vor Publikum singe, denn es hat so unendlich viel mehr bedeutet. Ich kann mich nicht mehr an die Zeit erinnern, in der ich die Braut nicht kannte, und an diesem Abend durfte ich ihr sagen, was ich ihr für ihr Leben wünschte, und Feuer und Musik wurden eins. Zur Aufnahme dieses Hochzeitsgeschenks, das dort am Strand spontan entstanden ist, geht es hier: Fire spinning and live singing

1 Kommentar

  1. sehr schön! Man wünschte dabeigewesen zu sein.

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