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Brückenschläge und Schlagworte

Kategorie: Gedanken (Seite 1 von 2)

Gedächtnis. Erinnerung.

Sie verliert ihr Gedächtnis. 

Es ist verloren.
Oder hat sie es verlegt? 
Ist deshalb ihr Kopf so verlegen; 
hat sie ihn liegen lassen?

Vielleicht ist sie müde vom Liegen, 
vom Legen, vom Leben, 
vom Stehen, vom verStehen,
und deshalb so gar nicht mehr verSessen auf Neues…

Ein verSessel täte es nicht. Ich baute ihr gern eine verLiege, 
auf der sie ausruhen kann und wo der verStand nicht mehr stehen muss.

Verlieren, verlegen. Verliegen, verleeren.
Leer ist der Kopf aber nicht.
Er ist angefüllt mit Dingen, die an die Schädeldecke pochen.

Auch Erinnerungen sind dabei.
Sie kommen aus dem Nichts nach außen, 
von tief innen drinnen, 
sie weden zu Eraußerungen, Äußerungen,
ohne Sinn und Verstand, denn der Verstand
steht nicht mehr aufrecht.

Er hat sich hingelegt.
Er hat sich sicher verlegen
mit dem Gedächtnis zusammen.

So lange war ihr Gedächtnis auch mein Gedächtnis.
Ich will mich dazu legen und ihm zuhören, wie es spricht.
Auch ohne Sinn und Verstand. 

Mitteilsamkeit

Früher habe ich alles, was mich bewegte, erzählt. Ich hatte tatsächlich keine Geheimnisse. Alles, was in mir los war, wusste irgendjemand. Das meiste wussten sehr viele Leute. Es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, dass es mir gar nicht gut tut, mich jedem zu öffnen und dass es auch nicht jeder verdient. Noch länger hat es gedauert, bis ich verstand, dass ich meinem Gegenüber gar nicht immer einen Gefallen tue, wenn ich mich öffne. Natürlich ist es ein Vertrauensbeweis, jemandem persönliche DInge von sich zu erzählen. Es kann aber auch eine Last sein, die eine Freund- oder gar nur Bekanntschaft nicht zu ertragen imstande ist.

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Sehnsucht nach den Eltern

In der Tagesschau spricht einer von den unsäglichen alten weißen Männern von Obergrenzen und „Verlierermodus“. Bei twitter werde ich von jemandem retweetet, der in seiner Timeline die „Zerstörung Deutschlands“ durch Muslime behauptet. Auf einer Internetseite, die ich zur Vorbereitung auf die Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus besuche, beschimpft ein SPD-Politiker mit wüsten Worten eine Kollegin von den Grünen. Nicht in einer Kommentarspalte oder auf einer Veranstaltung, auf seiner persönlichen Internetseite, auf der er seine Positionen erklärt. Mich frustriert und ärgert das alles.

Und dann sitze ich plötzlich in meiner Wohnung auf dem Holzdielenfußboden und weine bitterlich. Aus einem ganz anderen Grund. Mich überfällt eine riesige Sehnsucht nach meinen Eltern.

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Muttertag

Früher hat es mich sehr geärgert, wenn man mir gesagt hat, dass ich manche Dinge erst verstehen würde, wenn ich älter bin. Inzwischen kann ich gut damit leben, dass ich manche Dinge nie verstehen werde. Vor allem aber wächst in mir die Erkenntnis, dass Verstehen nicht immer der Heilsbringer ist, für den ich es halten möchte. Manche Dinge werden nur grausamer, je mehr ich darüber weiß.

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Grenzüberschreitungen

Längst schon wollte ich diesen Blogpost schreiben, aber wie so oft im Leben musste erst etwas passieren. Warum verschleppen wir Dinge so lange, bis sie uns keine Wahl mehr lassen? Wahrscheinlich, weil sie Schmerzen bereiten. Die Worte formen sich nur schwer in meinem Geist. Sie wollen nicht so recht heraus, sind sperrig und hölzern. Aber vielleicht müssen sie diesmal wehtun, so weh wie die Gedanken, denen sie eine Form zu geben versuchen.

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Sich wichtig nehmen

Meine Zwanziger bestanden zu großen Teilen darin, herauszufinden, wer ich bin und dem ein unglaubliches Gewicht beizumessen. Ich gratuliere an dieser Stelle allen, die diese Dekade für andere, vielleicht wichtigere Dinge genutzt haben. Bei mir war die Suche nach mir selbst, die ich auf allen möglichen Metaebenen zu reflektieren versuchte, sehr ausgeprägt. Ich war zehn Jahre lang ständig damit beschäftigt, mir Herausforderungen zu suchen, an denen ich wachsen konnte, und ich habe es geliebt, dieses Wachsen.

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Fluchtgeschichten

Der @kurzhaarschnitt hat hier über seine Oma gebloggt. Die @mettministerium hat hier über ihre Familie gebloggt. Die @meg_gyver hat schon letztes Jahr hier über sich selbst gebloggt. Fluchtgeschichten. Flüchtlingsgeschichten. Vertriebenengeschichten. Sie haben in diesem Sommer eine ganz neue Bedeutung bekommen.

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Früher war weniger Angst

Seit einer halben Ewigkeit liegt ein Tweet ungetwittert in meinem Entwürfeordner, weil ich nicht weiß, wie ich ihn zu Ende schreiben soll. Er besteht nur aus einem simplen Satz, an dem doch (m)eine ganze Erfahrungswelt hängt, und ich fürchte, dass ich ihn so nicht in die Welt schicken kann, denn er trägt für mich eine Bedeutung, die man da draußen wahrscheinlich nicht in ihm erkennen kann. Ich müsste ihn ergänzen, um mich zu erklären, aber ich weiß nicht, womit oder durch was. Bisher steht da nur: „Ich hatte mal so viel weniger Angst.“

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Hauptsache nicht Mitte 30!

Ist es eigentlich normal, dass man sich mit Anfang 30 irgendwie immer noch mit dem Erwachsenwerden auseinanersetzt? Es ist ein Klischee, ein unfassbar ausgelutschter Gemeinplatz, diese Überlegung: „Ich dachte, in meinem Alter hätte ich…“ Trotzdem scheint sich beinahe jeder damit zu beschäftigen. Ich dachte, mit Anfang 30 hätte ich…

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Die Bodenlosen

Ich habe mich gestern fürchterlich über etwas geärgert. Wie in 35% der Fälle, in denen ich mich fürchterlich ärgere, geht es um etwas, das ich auf Twitter gelesen habe. Sollte diese Quote jemals auf über 50% steigen, werde ich tatsächlich mal über Konsequenzen nachdenken müssen. Bis dahin werde ich einen kleinen Rant schreiben. Das hat ja auch was Kathartisches.

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