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Brückenschläge und Schlagworte

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Beste Freundinnen

Meine beste Freundin im Kindergarten hieß Lea. Lea hatte krause Locken und eine kleine Schwester, die erst langweilig war, weil sie immer schlief und dann nervte, weil sie immer durch das Kinderzimmer krabbelte. In der Grundschule war meine beste Freundin Aiko. Sie kam aus Japan und wir haben uns in der zweiten Klasse gestritten, weil sie immer meine Bilder in Kunst abgemalt hat und nie eigene Ideen hatte. In der dritten Klasse wurde Paulina meine beste Freundin. Sie war klein und zerbrechlich und schenkte mir zum Abschied in der Grundschule eine selbstgebastelte Muschelkette.

Von keiner der drei habe ich heute eine Telephonnummer, Emailadresse oder auch nur den Facebookkontakt.

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Versehrt

Ich bin versehrt,
das heißt, fehlerhaft, angegriffen, hilfsbedürftig…
aber kann es nicht auch heißen: ver-sehr-t,
wenn aus einem regulären Gefühl ein großes Gefühl erwachsen ist?

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Blaue Albernheit

Tage, an denen man meint, sich niemandem zumuten zu können, weil man sich selbst allein schon so unendlich viel zu viel ist.

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Ungeliebte alte Freunde

Mich besuchen dieser Tage ein paar alte Freunde. Wir kennen uns schon sehr lange, deshalb können wir uns gegenseitig nichts vormachen. Ich weiß, wie sie ticken, und sie wissen, wie ich ticke. Vor allem wissen sie, wie sie mich auf die Palme bringen und so richtig fertig machen können – wie es nur die vermögen, die uns am allernächsten stehen. Ich habe sie übrigens nicht eingeladen. Sie haben sich einfach so auf meinem Sofa breit gemacht.

Gute alte Selbstzweifel.

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Weg von hier

Wenn die Dinge über mir zusammenschlagen und mich unter sich begraben; wenn ich in einem Konflikt mit geliebten Menschen stecke und dem Problem mit meinen gewohnten analytischen Gedankenwälzereien nicht beikommen kann; wenn ich wieder wegen geringster Kleinigkeiten anfange zu heulen und nicht verstehe, warum; wenn ich anfange, mich selbst nicht besonders leiden zu können, dann ist mein Impuls immer der, wegzufahren. Am besten an einen Ort, den ich nicht kenne und mit nichts verbinde. Nur raus. Weg von hier.

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Selfiekram und Brustdilemma

Auf Twitter kursierte heute der Hashtag #montagslächeln, unter dem Menschen Photos posteten, auf denen zumeist nichts zu sehen war als ein lachender Mund. So weit, so schön diese kleine Geste gegen das übliche Montagsmimimi. Ich bemerkte, dass auf den Photos einiger Frauen ihre Ausschnitte deutlich stärker im Mittelpunkt standen als ihr Lächeln. Man kann darüber denken, was man will. Meine Meinung verpackte ich in einem Tweet. Schnell hatte ich drei, vier Reaktionen, die genügten, dass ich den Tweet wieder löschte, denn ich habe keine Lust auf unsinnige Diskussionen in 140 Zeichen. Wer meine ausführliche Meinung hier lesen und kommentieren möchte, ist dazu herzlich eingeladen.

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Augenfunkeln

Es fing alles ganz harmlos an. Eine schöne, kluge Frau mit großen traurigen Augen, die dir gefiel. Es war so einfach, sie mit Liebe zu überschütten. Jedes deiner Komplimente sog sie auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Mit jedem deiner Worte glomm ein kleiner Funke in ihr auf, der sie zauberhaft und zerbrechlich machte. Noch nie hatte jemand solche Dinge zu ihr gesagt, das vertraute sie dir im Dunkel der Nacht in deinen Armen an, und die tiefen traurigen Augen füllten sich mit heißen Tränen.

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Seliges Erstaunen

Es ist ein kalter Nachmittag im Februar, und ich laufe durch meinen Kiez nach Hause. Ich habe mich gegen den Bus entschieden, weil der um diese Zeit immer grauenhaft voll ist und sich unangenehm durch die Rush Hour ruckelt, so dass mir zwischen den behornbrillten Hipstern mit Jutebeuteln, den bekopftuchten Muttis mit Einkaufskörben und den bezahnspangten Schulkindern mit Primark-Tüten immer ein bisschen übel wird. Also laufe ich, und da ich heute keine Termine mehr habe, gerate ich ins Schlendern und Spazieren, mein Gang wird langsamer, gemütlicher, und obwohl mein kalter Atem an meinem Schal unangenehm kondensiert, genieße ich die frische Winterluft und die Tatsache, dass ich Zeit habe und mich nichts zur Eile antreibt.

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Die Suche

Das Leben besteht zu einem großen Teil aus einer Suche. Nach dem richtigen Job, der richtigen Wohnung, dem richtigen Partner, oder schlicht (und dabei ist dies das komplizierteste!) nach dem Glück. Manchmal auch nur nach einer Situation, in der man ohne Schmerz existieren kann. Die Ansprüche an das, was man finden möchte, können wahnsinnig tief sinken, wenn man nur lange genug nichts gefunden hat. Aber ich glaube, vorbei ist das Leben erst, wenn man aufhört, zu suchen.

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Die Kunst der Argumentation

Menschen etwas beizubringen ist eine der erfüllendsten, sinnstiftendsten und beglückendsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann. Ich unterrichte für mein Leben gern, auch wenn es mich manchmal in den Wahnsinn treibt. Die Relevanz von Bildung steht mir dieser Tage einmal mehr sehr deutlich vor Augen. Denn unter Bildung verstehe ich nicht nur Wissen oder nur Können, sondern viel mehr, auch wenn Kenntnisse und Fähigkeiten zur Bildung dazugehören. Aber Bildung ist mehr als die Summe ihrer Teile.

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